Geschichte der Kettbaumregulierung


Die Entwicklung der Kettbaumregulierung von 1947 bis heute

Im Rahmen unserer Aktivitäten zum 20-jährigen Jubiläum von CREALET haben wir einige Fakten und Geschichten zur Entwicklung der Kettbaumregulierung von den Anfängen im Jahr 1947 bis heute zusammengetragen.

Autor: Walter Wirz

Crealet 20 years

Beginnen wir mit einem Überblick

Entwicklung und Einsatz der Kettbaumsteuerungen seit KAST 483 (1983)

Entwicklung und Einsatz der Kettbaumsteuerungen
Entwicklung und Einsatz der Kettbaumsteuerungen

1947 — Gründung der Willy Grob AG

Willy Grob gründete 1947 in Zürich seine Firma für Webmaschinenzubehör. Das Fabrikationsprogramm umfasste diverses Zubehör für Webmaschinen, darunter auch Kettbäume. Um die notwendige Spannung der Kettfäden zu erreichen, wurden die Kettbäume mit Ketten und Seilen gebremst.

1960 — Erfindung der Bandbremse

Diese Art der Kettspannungsregelung genügte nicht immer den Anforderungen, da ein Fachausgleich nicht gegeben war. Willy Grob entwickelte und patentierte daraufhin eine Bandbremse, bei der die Kettfadenspannung mit Federn erzeugt und zusätzlich ein Fachausgleich integriert wurde. Diese Ausführung war für Kettbäume mit geringeren Kettfadenspannungen gedacht.

Etwas später wurde ein Bremsaggregat für Grundbäume mit höheren Kettfadenspannungen in das Verkaufsprogramm aufgenommen.

1979 bis 1983 — Patent Positive Kettablassvorrichtung bis zum KAST 483

Vor 40 Jahren wurde die erste positive Kettablassvorrichtung von der Willy Grob AG entwickelt.

Mit der Erhöhung der Webmaschinendrehzahlen und dem Einsatz von synthetischen Kettmaterialien, die zum Teil eine hohe Elastizität aufweisen, erwiesen sich die bisher eingesetzten Bandbremsen als nachteilig. Aus diesen Tatsachen entstand die Idee, die Kettfäden positiv den Webmaschinen zuzuführen.

Am 09.04.1979 wurde von der Willy Grob AG ein Patent mit dem Titel «Positive Kettablassvorrichtung» angemeldet, die Patenterteilung erfolgte am 30.04.1979.

Die KAST 483

Nach einigen Fehlversuchen gelang es Leo Kuster zusammen mit der Firma REGATRON die erste brauchbare Kettablass-Steuerung KAST 483 zur Marktreife zu entwickeln. Zu dieser Zeit waren die Grundbäume der Webmaschinen mit negativen, mechanisch arbeitenden Kettablassvorrichtungen ausgerüstet und es bestand keine Notwendigkeit, daran etwas zu ändern.

Für die Kettbäume in Hochlage wurden jedoch noch Bandbremsen eingesetzt. Die KAST 483 sollte diese Bandbremsen ersetzen. Nach kurzer Zeit wurden die Kettablass-Steuerungen auch an den Bandwebmaschinen eingesetzt.

1986 — Entwicklung der KAST 186

Die Einführung der KAST 483 war sehr erfolgreich und es kamen immer mehr Anfragen, auch die Kettfäden der Grundbäume für empfindliche Gewebe positiv den Webmaschinen zuzuführen.

Da die Kettfadenspannungen in der Grundkette höher sind, waren die Einsatzgrenzen der KAST 483 schnell erreicht. Deshalb musste sehr schnell eine Kettablass-Steuerung entwickelt werden, die den neuen Anforderungen gerecht wurde. So entstand die KAST 186.

1992 — Von analog zu digital: die DIGI-KAST

Die Steuerung KAST 483 wurde auch für die Herstellung von technisch anspruchsvollen und empfindlichen Bändern in Bandwebereien eingesetzt. Da in Bandwebereien oft mehrere Kettbäume geregelt werden mussten und die Kosten für die KAST 483 zu hoch waren, entstand die Idee, bis zu 4 Kettbäume mit einer Steuerung regeln zu können.

Gleichzeitig war die Zeit reif, von der analogen zur digitalen Kettbaumsteuerung überzugehen. Diese Idee wurde am 16.08.1993 zum Patent angemeldet und am 31.05.1996 erteilt. Das Ergebnis: die DIGI-KAST.

Für kleine Kettbäume waren die Leistungsteile in der Steuerung integriert, für grössere Kettbäume und Kettfadenspannungen konnten externe Leistungsteile verwendet werden.

1996 — Mikrosteuerungen und Servomotoren: die KAST 696

Durch die rasante Entwicklung auf dem Gebiet der Halbleitertechnik und moderner Mikrocontroller war es möglich, die KAST 696 zu entwickeln, die den Einsatz von Servomotoren ermöglichte.

Die Steuerung war für den Betrieb von 3 Servomotoren ausgelegt, davon zwei für den Kettablass und einer für den Warenabzug. Mit Motordrehmomenten bis zu 14 Nm waren Lösungen möglich, die von den Webmaschinenherstellern nicht angeboten wurden.

1997 — Vereinfachung: Entwicklung der Solex 297

Der Kostendruck auf elektronische Kettablasssysteme in Bandwebereien ist extrem hoch und um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wurde die Idee einer kostengünstigen Konstruktion geboren.

Im Sinne einer schlanken Produktion wurde das Steuerungssystem auf das Wesentliche reduziert, um die Kosten niedrig zu halten. Es wurde auch versucht, die mechanischen Komponenten auf das Wesentliche zu reduzieren. So war der Kettbaum nicht mehr formschlüssig mit dem Getriebe verbunden, sondern wurde über ein tangentiales Reibrad angetrieben, das den Kettbaum peripher antrieb, wie es zuvor bei den SOLEX-Mopeds der Fall gewesen war.

Es dauerte jedoch nicht lange, bis ein neues Produkt mit dieser Steuerung entwickelt wurde. Es handelte sich um den Kantenfadenzuführer an Breitwebmaschinen.

Produkt Informationen

Bandwebmaschinen — Lösung für einen problemlosen Kettablass
Breitwebmaschinen — Weben von Einlege- oder Dreherkanten

1997 — Entwicklung der KAST 197

Seit mehr als 20 Jahren ist die Steuerung KAST 186 im Einsatz.  Nun ist das Ende einer Ära absehbar und beschlossen. Die Ablösung ist in vollem Gange. Die KAST 186 wird durch die KAST 197 ersetzt.

2008 — Universell anpassbar: die UKAST

Bereits nach ca. 10 Jahren wurde auch die KAST 197 durch die UKAST abgelöst. Das U in der Typenbezeichnung steht für Universal. Die Steuerung hat nicht wie die KAST 197 einen integrierten Frequenzumrichter, sondern verfügt über eine Schnittstelle, um verschiedene handelsübliche Frequenzumrichter verwenden zu können. Damit ist die Steuerung universell nach Kundenwunsch anpassbar.

Produkt Informationen

Breitwebmaschinen — Für eine perfekt kontrollierte Kettfadenspannung
Breitwebmaschinen — Umbau für Projektilwebmaschinen

2012 — Übergangslösung: die KAST 912

Die KAST 696 wurde 1996 in Zusammenarbeit mit der Firma DEIMO S.p.a. in Italien entwickelt. Mit der Übernahme von DEIMO durch Stäubli wurde die KAST 696 durch die KAST 912 ersetzt.

2017 — Wechsel zu ERGOTRON: die KAST ERGO

Der Verkauf der KAST 912 entsprach nicht den Erwartungen von Stäubli, weshalb die Produktion der Steuerung eingestellt wurde. Seitdem verwendet CREALET für SERVO-Anwendungen die Steuerung der Firma ERGOTRON, Italien.

Das Ergebnis: die KAST ERGO.

Produkt Informationen

Breitwebmaschinen — Halbkettbaum-Anwendungen

2017 — Visualisieren, vereinfachen und Fernzugriff: die KAST BLDC

Die bisher verwendeten Kettablasseinrichtungen für die Kantenfadenzuführung an Breitwebmaschinen und für die Kettspannungsregelung an Bandwebmaschinen waren mit federbelasteten Tänzerwalzen ausgerüstet. Die Einstellung der Kettspannung erfolgte über mechanische Federn. Die Reproduzierbarkeit der Einstellungen war nicht gewährleistet und somit die erzeugte Gewebequalität nicht konstant.

Dies waren Gründe, die Kettfadenspannung mittels Kraftmesszellen zu messen, um die jeweilige Kettspannung zu visualisieren und die Einstellung der Kettspannung zu vereinfachen.

Ausserdem wurde nach einer Lösung gesucht, um den Kunden mittels TeamViewer Remote Access und Remote Support zur Verfügung stellen zu können. Aus all diesen neuen Anforderungen entstand die neue KAST BLDC Kettablass-Steuerung.

Der KAST BLDC markiert auch den Beginn der Zusammenarbeit mit BRUNNER für alle Arten von Antrieben.

2021 — Für höhere Kettspannungen: Entwicklung der KAST LCM

Die KAST LCM Kettablassregelung wurde als Ergänzung zur KAST BLDC für höhere Kettspannungen entwickelt. Alle Funktionen der BLDC wurden auch in die KAST LCM integriert.

Verwandte Geschichten

4. März, 2021 — Reproduzierbare Kettfadenspannung in Bandwebereien
17. Juni, 2020 — LCM- Kettablass-Steuerung

2023 — Die neuste Entwicklung: die KAST ECR

Auf der ITMA Mailand wird die neue Kettspannungsregelung KAST ECR erstmals der Fachwelt vorgestellt. Die Idee ist, dass der Kettbaum nicht angetrieben werden muss, da die Kettspannung ausreicht und der Kettbaum lediglich gebremst werden muss.

Bisher wurde dies häufig mit gewichtsbelasteten Seilbremsen realisiert. Mit abnehmendem Kettbaumdurchmesser mussten die Gewichte verändert werden. Um diese nicht wertschöpfende Arbeit zu vermeiden und gleichzeitig die Kettspannung vom vollen bis zum leeren Kettbaum konstant zu halten, wurde die KAST ECR entwickelt.

Die Kettspannung wird mit Kraftmesszellen oder indikativen Abstandssensoren überwacht. An der Steuerung wird entweder die Spannung oder die Position des Pendels angezeigt. Auch bei dieser Steuerung wurden viele Funktionen der BLDC übernommen.